„Grundsätze und Qualitätsmerkmale antisemitismuskritischer Bildung“ für Akteur*innen der (historisch-)politischen Bildung

In fünf Qualifizierungsmodulen bietet das Kompetenznetzwerk Antisemitismus Fachkräften und Multiplikator*innen aus dem breiten Feld der (historisch-)politischen Bildung die Möglichkeit, Grundsätze und Qualitätsmerkmale antisemitismuskritischer Bildung kennenzulernen und einzuüben. Die Module richten sich gezielt an Fach- und Führungskräfte, die in ihren professionellen Rollen angesprochen und weitergebildet werden. Die Qualifizierung besteht aus vier zweitägigen Fortbildungstagen und einem Abschlussmodul mit anschließender Fachtagung. Durch die Beteiligung der verschiedenen Netzwerkpartner*innen des Kompetenznetzwerks Antisemitismus ist eine multiprofessionelle Ausgestaltung gewährleistet.

Ausgangslage

Während die Thematisierung der Shoah in der historisch-politischen Bildung einen festen Platz eingenommen hat, ist die explizite Hinwendung zu aktuellen Formen von Antisemitismus eine neue Entwicklung. Erst seit den 2000er Jahren ist mit der antisemitismuskritischen Bildung ein eigenständiges Handlungs¬feld entstanden. Die Ausdifferenzierung der politischen Bildung durch die bundes- und landesweiten Förderprogramme, die Aktualisierung der Forschung und die Debatte um Antisemitismus in Institutionen sind für diese Entwicklung impulsgebend. Doch immer noch wird Antisemitismus auf abstrakte Vorurteile reduziert und nicht als strukturell verankerte Gewaltform begriffen. In hiesigen politischen und fachpädagogischen Diskussionen wird Antisemitismus nicht selten historisch oder als eine Unterkategorie von Rassismus thematisiert. Die Folgen von Antisemitismus für die Betroffenen treten dabei in den Hintergrund. Jedoch ist Antisemitismus als historisch gewachsenes und gesellschaftlich tradiertes Ressentiment in Form eines kollektiv geteilten, vermeintlichen Wissens über Jüdinnen*Juden überall vorhanden – wobei die Spannweite seiner Manifestation von diffusen Versatzstücken bis hin zu Verschwörungserzählungen und (geschlossenen) Weltbildern reicht. Er dient für ganz unterschiedliche Gruppen als sinnstiftender Kitt.

Mit der Formulierung der antisemitismuskritischen Perspektive hat sich der (fachliche) Antisemitismusdiskurs in Deutschland schrittweise erneuert und zunehmend ausdifferenziert und bindet jüdische Perspektiven mit ein.

Zielsetzungen der Fortbildungsreihe

Teilnehmende der Qualifizierungsmodule sollen ihre Kenntnisse in der Wahrnehmung des Phänomens Antisemitismus vertiefen sowie ihren Umgang mit gegenwärtigem Antisemitismus weiterentwickeln. Auf der Grundlage von Qualitätskriterien antisemitismuskritischer Bildung wird in einzelnen Modulen sowohl eine Reflexion der Lehr- und Lernsettings stattfinden, als auch eine kritische Selbstreflexion, welche die Teilnehmenden unterstützen kann eigene Haltungen, Wissensbestände, Positionierungen (kritisch) zu reflektieren und sich im Feld der Antisemitismuskritik (neu) zu verorten. Abgeschlossen werden die Qualifizierungsmodule durch eine Zertifizierung. Die aus den Qualifizierungsmodulen hervorgegangenen Erkenntnisse sollen perspektivisch in das Feld zurückfließen und zur Verstetigung antisemitismuskritischer Kompetenzen beitragen.

Termine & Module

13.-14.02.2024 in Berlin: Modul 1
Antisemitismus als Erfahrung und Phänomen: Biografischer Einstieg ins Thema und Feld

20.-21.03.2024 in Berlin: Modul 2
Dimensionen und Formen von Antisemitismus und Annäherung an jüdische Perspektiven

22.-23.05.2024 in Berlin/Brandenburg: Modul 3
Post Shoah Antisemitismus: Trivialisierung und Verzerrung des Holocaust

08.-09.07.2024 in Frankfurt am Main: Modul 4
Israelbezogener Antisemitismus und das Verhältnis von Antisemitismus und Rassismus

18.-19.09.2024 in Berlin: Abschlussmodul und anschließende Abschlusstagung
Auswertung und Qualitätsmerkmale antisemitismuskritischer Bildung

Besonderheiten

  • Die Module fokussieren sich auf die Vermittlung themenbezogenen Wissens und bieten die Möglichkeit, selbstreflexive und dialogische Ansätze auszuprobieren:
  • Auf der inhaltlichen Ebene stehen die Formen und Dimensionen von gegenwärtigem Antisemitismus, Effekte antisemitischer Gewalt und Diskriminierung für die jüdische Community und das Verhältnis von Antisemi¬tismus zu anderen Gewalt- und Diskriminie-rungsformen im Fokus.
  • Auf der methodischen Ebene stehen in einzelnen Modulen die (eigen-) biografischen Reflexionen, Erfahrungen aus der Gruppe und die Arbeit mit Fallbeispielen im Mittelpunkt.
  • Die Reflexion über die historischen und gesellschaftlichen Verhältnisse rahmen den Ansatz der Qualifizierungsmodule.
  • Die Partner*innen des Kompetenznetz¬werks bringen dabei ihre je eigenen Expertisen ein.

Teilnahmebedingungen

  • Die Teilnahme an allen Modulen und der Abschlusstagung ist Voraussetzung.
  • Die Teilnahme an der Qualifizierungsreihe ist kostenfrei. Für Verpflegung und Übernachtung während der Präsenzmodule ist gesorgt. Reisekosten müssen selbst getragen werden.
  • Die Auswahl der Teilnehmenden erfolgt auf der Grundlage der Bewerbungsunterlagen.
  • Abgeschlossen wird die Qualifizierungsreihe durch eine Zertifizierung.

Bewerbungsmodalitäten

Für die Teilnahme an der Qualifizierung ist eine Bewerbung erforderlich. Geben Sie dabei auch Ihre Erfahrungen im Feld der (historisch-)politischen Bildung oder Ihre Bezüge zum Themenfeld Antisemitismus in kurzen Sätzen oder Stichpunkten an.

Wir schätzen Diversität und begrüßen alle Bewerbungen – unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer oder sozialer Herkunft, Religion, Behinderung, Alter und sexueller Orientierung. Bewerbungen von Jüdinnen*Juden sowie Menschen mit Migrationsgeschichte sind ausdrücklich erwünscht.

Bitte beachten Sie: Das Bewerbungsverfahren für die Qualifizierung ist bereits abgeschlossen.